Die unrealistischen Bewertungen haben jetzt auch die Altenheime erreicht. Durch Kreise, Punkte, Quadrate oder Symbole ist die letzte Transparenz dahingeflossen, sodass auch gravierende Mängel nicht mehr angezeigt werden können.

Bürokratie im Vordergrund

Das neue Bewertungssystem steht für ein weiteres Beispiel der Bürokratie; das Versprechen, dass es in Zukunft für die Pflegebedürftigen und dessen Angehörige einfacher sein wird, den Bürokratiedschungel zu meistern, konnte genau aus diesem Grund nicht eingehalten werden und ist dafür umso komplizierter geworden.

Im früheren Bewertungssystem gab es Noten, welche klar und verständlich waren, jedoch konnten diese die effektiven Leistungen in den Heimen nicht widerspiegeln, sodass auch Einrichtungen mit einem großen Defizit bei der medizinischen Versorgung gute Gesamtnoten erhalten habe, weil die Mängel der Grundaufgaben in der Pflege mit anderen Aufgaben nicht ausgeglichen werden konnte.

Fakt ist, dass das neue Bewertungssystem einer gründlichen Einarbeitung bedarf, damit es verstanden werden kann.

Dass nach jahrelangen Beratungen ein so kompliziertes und unübersichtliches Bewertungssystem entstanden ist, kann den Interessen von Heimbetrieben, Krankenkassen und Politikern verdankt werden. Auf alle Bedürfnisse wurden eingegangen, nur ausgerechnet nicht auf diejenigen, welche es am meisten betrifft. Die Reform hätte ihren Sinn und Zweck erfüllt, wenn die Noten von Bewohnern und Angehörigen effizient gezeigt hätten, welche Heime eine bessere oder schlechtere Pflege bieten.

Auch die gesamte Bewertung ist nicht wirklich sinnvoll, wenn die Bewohner beispielsweise dazu befragt werden, wie es ihnen geht, sie sich, je nach Grad der Pflegebedürftigkeit, nicht mitteilen können und damit zu einer noch schlechteren Situation im Dasein vom letzten Lebensabschnitt führt.

Wissenswertes

Mehr als jede zehnte Fachkraft in Deutschland stammt aus dem Ausland. Trotz dem großen Fachkräftemangel steigt auch die Arbeitslosigkeit der ausländischen Altenpfleger.

Der neue Pflege-TÜV hätte dann seine Berechtigung gehabt, wenn realistische Kriterien, wie beispielsweise, warum sich die Bewohner auffallend oft wund liegen oder falsche Medikamente erhalten, integriert worden wären und dies für eine Institution zu einer entsprechenden Bewertung geführt hätte.

Quelle: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article201307952/Altenheime-Der-neue-Pflege-TUEV-ist-noch-verwirrender-als-vorher.html

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